Wie bereits festgestellt, zählt man heutzutage ab 30 in vielen Mannschaften schon zu den „Fußball-Opas“. Ich werde im Sommer 32 und um mich herum lichten sich so langsam die Reihen der Spieler meines Alters: Ob Freunde, Kollegen aus vergangenen Vereinen oder auch Gegenspieler – viele haben ihre Fußballschuhe längst an den Nagel gehängt oder kicken in den untersten Ligen nur noch zum „Spaß an der Freud“. Neben dem einen oder anderen individuellen Grund (z.B. Beruf, Familie, Verletzung) spielt bei dieser Entscheidung natürlich auch das automatische Nachlassen der körperlichen Leistungsfähigkeit mit dem Alter eine Rolle. Als Fußballer gegen den Verlauf der Natur anzukämpfen und fit zu bleiben benötigt viel Selbstdisziplin.
Aber egal wie und warum, letztendlich fällt es vielen sehr schwer, sich von der Fußballbühne zu verabschieden. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Fußballern der 1. oder 5. Liga. Das Fußballer-Leben hat einen Tag und Nacht geprägt: vom Bambini bis hin zum „Fußball-Opa“. Manche haben mehr als 25 Jahre (Leistungs-)Fußball hinter sich – begleitet von Höhen und Tiefen, Emotionen und Leidenschaft, Träumen und Tränen. Verständlich, dass da ein Stück weit Wehmut aufkommt. Da zeigt sich der eine oder andere nach zig Jahren Kampf und Abnutzung schon mal von einer bis dato unbekannten sensiblen Seite und vergießt bei Verabschiedung, Ehrenrunde oder Abschiedsspiel die eine oder andere Träne.
Dieser Beitrag ist Teil meiner Blog-Serie „Profifußball und dann? “
- Das grundlegende Problem
- Die Lösungen(en)
- Der Einstieg bei PASS
- Ein Blick zurück
PASS und die Viktoria
Ähnlich wehmütig werde auch ich, wenn ich daran denke, dass dieses Kapitel für mich bald ein Ende haben wird. Da das Feuer aber immer noch brennt und ich mit 31 noch keine Abschiedsehrenrunde im Stadion drehen möchte, versuche ich aktuell zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: beruflicher Einstieg und (semi-)professioneller Fußball. Das ist etwas komplizierter und aufwendiger, wird mir durch die Verbindung von PASS und der Viktoria aus Aschaffenburg aber ermöglicht. Die Viktoria gehört zu den Vereinen der 4. Liga, die ihren Spielern nur bedingt finanzielle Perspektiven bieten können. Dies wird aber durch Kooperationen mit potenziellen Arbeitgebern sehr gut ausgeglichen. So ist auch der erste Kontakt zur PASS Consulting Group zustande gekommen, welche sich seit zwei Jahren als Trikotsponsor der Viktoria engagiert.
Den Quereinstieg gewagt
Auf den ersten Blick zwar etwas ungewöhnlich, mit einem Sportmanagement-Studium zu einem Bewerbungsgespräch bei einem IT-Unternehmen zu erscheinen, aber schon nach wenigen Minuten wurde mir die anfängliche Skepsis komplett genommen. Sie wich der Neugier und Motivation, sich in einer für mich bis dato relativ unbekannten Branche zurechtzufinden. PASS sucht immer wieder junge, motivierte Mitarbeiter, welche, durchaus auch mit branchenfremden Einflüssen, dem Unternehmen einen gewissen Mehrwert generieren können. Das ist heutzutage nichts Außergewöhnliches und macht bei den immer größer werdenden Anforderungen am Markt durchaus Sinn.
Auch im Sport gibt es etliche Beispiele, bei denen sich Vereine oder Trainer von anderen Bereichen inspirieren lassen. Pep Guardiola zum Beispiel liebt es, sich mit erfolgreichen Persönlichkeiten aus den verschiedensten Branchen auszutauschen: ob mit einem Schachgroßmeister, einem Nobelpreisträger oder dem argentinischen Volleyballtrainer. Sein Freund und Landsmann Martí Perarnau sagte über ihn einmal: „Gleichgültig, welchen Rang sein Gesprächspartner bekleidet, Guardiola fragt und fragt mit der Neugier eines Kindes. Er fragt nicht aus Höflichkeit, sondern aus Eigeninteresse. Er ist ein Filter für Gedanken und Ideen anderer – und ein Genie darin, sie in seine Disziplin zu transferieren.“
Das eine tun, ohne das andere zu lassen
Im Prinzip muss jeder Fußballer während seiner Karriere die richtigen Momente abpassen, um sich über seine berufliche Zukunft klar zu werden. Es gibt leider kein Patentrezept oder die perfekte Lösung für Fußballprofis, um nach der Karriere den Berufseinstieg lückenlos zu bewältigen. Bei allen vernünftigen Wegen und der Wichtigkeit einer beruflichen Ausbildung sollte dennoch jeder Fußballer die Chance haben, den Traum der Bundesliga zu verwirklichen. Ohne ständig vor der Wahl zu stehen: Profifußball oder qualitative Berufsausbildung. Und Träume aufgeben sollte man schon gar nicht, wie aktuell ein Mann in der englischen Premier League eindrucksvoll beweist.
Diese Geschichte ist der beste Beweis für die Echtheit und Bedeutung des Fußballs in der Welt. Bei aller Kommerzialisierung, aufstrebenden Ölmilliardären und der „Züchtung“ perfekter Nachwuchsfußballer in den Leistungszentren sorgt ein schon 29-jähriger Stürmer dafür, dass sein Club die Premier League vom Platz an der Sonne grüßt. Sein Name: Jamie Vardy. Als Goalgetter (aktuell 19 Tore in 27 Spielen) startet er diese Saison in der höchsten englischen Liga durch, nachdem er mit Anfang 20 noch in der 8. Liga kickte und seine Brötchen in einer Kohlefaserfabrik verdiente. So schön diese Story auch ist, und so sehr sie viele Fußballer auf unserem Planeten weiter träumen lässt, am Ende musst du dir nur über eins im Klaren sein: ob Voll- oder Semiprofi, du bist selbst dafür verantwortlich, ob und wie viele Türen am Ende der „Sackgasse“ Fußballkariere für dich offen stehen.
Über den Tellerrand blicken
Vielleicht müssen sich hier grundlegende Dinge im System ändern – damit Fußballer, wenn sie mehrere Jahre lang erfolgreich ihrer Karriere nachgegangen sind, nicht zu große Nachteile am Arbeitsmarkt erfahren. Und wie schon erwähnt, hier geht es um die 90 Prozent, die am Ende ihrer Karriere nicht ausgesorgt haben. Warum nicht, wie Guardiola, den Blick über den Tellerrand wagen und sich Impulse aus anderen Ländern (z.B. den USA) holen? Hier existiert College- und Uni-Fußball und die dort vergebenen Sport-Stipendien sind mittlerweile auch bei jungen Fußballern hierzulande sehr beliebt. Sie ermöglichen eine sportliche Entwicklung auf gutem Niveau und gewährleisten zur gleichen Zeit, dass die akademische Laufbahn nicht vernachlässigt wird. Interessant wäre es sicherlich auch, in andere Sportarten hineinzuschauen und zu erörtern, inwiefern es sich hierbei um ein „internes Fußball-Problem“ handelt, oder ob auch andere Profisportler vor ähnlichen Herausforderungen und Fragestellungen stehen.
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