Profifußball und dann? Teil 1: Das grundlegende Problem

Ich bin 31 Jahre und gerade in einer der richtungsweisendsten Phasen meines Lebens: in der Übergangsphase zwischen Sport- und Berufsleben.

Einen ersten kleinen Schritt in die richtige Richtung habe ich geschafft, indem ich, nach zwölf Jahren als sogenannter Berufsfußballer, seit Sommer 2015 neben dem (semi)professionellen Fußball in der 4. Liga auch erste Erfahrungen als „ganz normaler Arbeitnehmer“ im Vertrieb und Marketing bei PASS sammeln darf.

Diese Übergangsphase bereitet vielen Profifußballern enorme Schwierigkeiten, da es in Deutschland noch keinen angemessenen Konsens gibt, Profifußball und Berufsausbildung in Einklang zu bringen…

Die Elite

Es ist leider nicht jedem Fußballer vergönnt, in den Kreis der Elite aufzusteigen, jahrelang in der 1. Bundesliga zu kicken, sich ein finanzielles Polster anzulegen und nach der aktiven Karriere erst einmal zwei drei Jahre „Urlaub“ vom Profisport zu nehmen, um danach ganz in Ruhe abzuwägen, ob man nicht doch als TV-Experte bei Bundesliga- oder Länderspielen fungiert und so die aufkommende Langeweile zu besiegen.

Dieser Teil der Fußballer ist wohl der Geringste und macht vielleicht 10 Prozent aus. Die anderen 90 Prozent haben auch nach vielen Jahren Profifußball (1.-3. Liga, teilweise auch noch 4. Liga) durchaus viel Geld verdient, aber ausgesorgt haben die Wenigsten. Und somit stellt sich jedem irgendwann die Frage: Was dann?

Ja, was kommt nach dem Fußball?

Diese Frage und die damit verbundene Herausforderung, ist wohl eine der schwierigsten Prüfungen für einen Fußballer überhaupt. Wenn andere zig akademische Ausbildungen in der Tasche haben, etliche Berufserfahrungen besitzen und mitten im Arbeitsleben stehen, fangen viele Fußballer erst an, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Warum? Weil Fußball, in Deutschland und weiten Teilen der Welt, Sportart Nummer 1 ist. Das wiederum bedeutet viel Publikum = viele Sponsoren = viel Werbung = hohe Einnahmen = sehr gute Gehälter. Und da sind wir beim Hauptgrund. Das liebe Geld in Verbindung mit ständigem Leistungs- und Erfolgsdruck. Nicht nur in der 1. und 2. Liga, sondern vereinzelt reicht dies sogar bis in die 5. Liga.

Um dem Druck gerecht zu werden, sind zu viele abschweifende Gedanken vom Sport hinderlich und kontraproduktiv. Zumindest ist dies immer noch die vorherrschende Meinung in den Köpfen vieler Verantwortlicher und Spieler. Eine Menge Traditionsvereine mit erfolgreicher Erstliga-Vergangenheit sind heute zwischen der 3. und 5. Liga verteilt und kämpfen für eine Rückkehr ins Rampenlicht des Profifußballs. Getreu dem Motto „Koste es was es wolle“ wird mancherorts sogar finanziell voll auf Risiko gespielt, um schnell in den bezahlten Fußball zurückzukehren.

Oft fehlen Zeit und Verständnis

Unter anderem geht dies zu Lasten der Berufsausbildung. Eben in jenen Vereinen wird, trotz weniger Gehalt, genauso professionell gearbeitet wie in den ersten beiden Bundesligen. Das heißt, fünf bis sechs Mal Training in der Woche, danach oder davor Taktikeinheiten mit Videoanalysen, Physiotherapien, Autogrammstunden, Sponsorenbesuche, Fantreffen, Trainingslager etc. Dazu kommen jedes zweite Wochenende bis zu 5-stündige Anfahrten zu Pflichtspielen, wobei hier oftmals noch Übernachtungen anstehen, um die lange Fahrt aus den Gliedern zu bekommen und fit zu sein.

Dementsprechend ist die Zeit für Ausbildungen oder Hochschulabschlüsse selbst in den unteren Ligen nicht überall gegeben. Trotzdem gibt es einige Spieler, die es dennoch wagen, in Teilzeit zu studieren, aber schnell erkennen müssen, dass der zeitliche Aufwand einfach zu groß ist und Vorlesungen und Klausuren des Öfteren mit Trainingseinheiten und Spielen kollidieren. So kommt es nicht selten vor, dass Vereine ihren Spielern sogar verbieten, parallel per Studium an der Berufsausbildung zu basteln, um den Fokus auf die sportliche Leistung zu gewährleisten.

Die Lösung des Problems? Folgt nächste Woche…

Dieser Beitrag ist Teil meiner Blog-Serie „Profifußball und dann? “


Bildquelle: Shutterstock

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