Ich bin dann mal im Wald-Office

In den Wintermonaten gibt es in meinem Kalender einen festen Termin. Einmal pro Woche, meistens am Donnerstag, verabschiede ich mich zum Laufen ins Wald-Office.

Vorher muss ich noch den inneren Schweinehund überwinden: Falls es draußen kalt und nass ist, schleppe ich mich schweren Schrittes in die Umkleide, ziehe mir drei Lagen Funktionskleidung über und tausche das warme, nach Kaffee duftende Büro gegen den Schneematsch im grauen Wald ein. Die Gemütslage schwankt zwischen „Will nicht!“ und „Auf geht’s!“. Aber sind die Turnschuhe erst einmal an den Füßen und das Bürogebäude hinter mir, dann sind 50 Prozent des Projekts geschafft.

Nach ca. zehn Minuten Laufen geschehen bei mir schon zwei magische Dinge:

  1. Das von meinem Bürofenster so grau aussehende „Draußen“ hat seinen Schrecken verloren und ist plötzlich ganz erfrischend!
  2. Körper und Geist trennen sich auf wundersame Weise voneinander: Der Körper läuft und atmet rhythmisch, der Geist verfängt sich in einem Thema und grübelt so vor sich hin.

Zurück komme ich stets mit einer Idee oder einem durchformulierten Text, einem Grafikentwurf oder der Lösung eines Problems. Gut, okay, manchmal hat der Lauf das Wort Wald-Office auch nicht verdient, dann weiß ich aber wenigstens, was ich einem Freund zum Geburtstag schenke oder ich habe eine Einkaufsliste für den Supermarkt gemacht. Oder mir fällt ein, dass meine Versteigerung bei Ebay abgelaufen ist – dann war’s eben eine ausgedehnte Pause mit Frischluft- und Tageslichtkur.

Das Büro hat nach einem solchen Lauf völlig neue Reize! Der Schreibtisch lockt als Wirkungsstätte der Umsetzung meiner Wald-Office-Ergebnisse! Rotbackig und voller Tatendrang geht es frisch ans Werk. Alles war ja im Kopf schon fertig und muss nur noch von den Händen visualisiert werden.

Die besten Ideen entstehen sowieso nicht am Schreibtisch

Dass Ideen selten am Arbeitsplatz entstehen, ist keine neue Erkenntnis. Am besten funktioniert das mit der Kreativität und Konzentration in der Natur. Eine neue Studie der University of Melbourne um die Psychologin Kate Lee zeigt, dass es sogar schon genügt, sich in einer kurzen Pause Fotos aus der Natur anzusehen. Die These: Wer die Natur oder Abbildungen davon betrachtet, wird konzentrierter und produktiver. Die Eindrücke aus der Natur fesseln uns, ohne uns Mühe zu bereiten. Das bringt Entspannung und positive Gefühle.

Sollte es also mal zu schwer fallen, im nasskalten Winterwetter joggen oder spazieren zu gehen, bleibt immer noch der Blick aus dem Fenster, um wieder konzentrierter zu arbeiten. Gut, dass unser Firmengebäude im Grünen steht. Und wer dieses Privileg eines Naturblickes von seinem Arbeitsplatz aus nicht hat, schaut sich einfach schöne Bilder auf seinem Bildschirm an. Hauptsache Natur.

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